Ästhetik der religiösen Begegnung.
Zu den Quellen. Ein interreligiöses Sprechen. Hören. Singen. Sehen.
Berühren. Schmecken. Riechen. Fühlen. Denken. Spüren.
Veden. Torah. Tripitaka. Bibel. Koran. Wissenschaft & Kunst.
Kunstplanbau hat einen Begegnungsort – eine Floating Area – für Religion, Kunst und Wissenschaft in Berlin etabliert. Seit 2012 beschäftigt sich die Veranstaltungsreihe »Ästhetik der religiösen Begegnung« mit dem Phänomen und Geheimnis menschlicher Wahrnehmung im Hinblick auf das Religiöse. Jahr für Jahr steht jeweils ein Sinnesorgan oder ein Vermögen im Mittelpunkt, das den Menschen mit der Welt verbindet. Dabei geht es einerseits um die Beschreibung, Sichtbarmachung und Erforschung individueller religiöser, ästhetischer und künstlerischer Erfahrung, andererseits aber um die Verbindung dieser Erfahrungen in einem interreligiösen Dialog. Die jährliche Poetikvorlesung bietet dem künstlerischen Zugang zu Phänomenen des Religiösen bzw. dem religiösen Wissen der Künste eine Plattform.
Poetikvorlesung 2021
Auf abseitigen Pfaden.
Von einer künftigen Revolution und anderen Dämonen
Die Kunst erweckt heute leicht den Anschein, dass sie nichts bewirken kann. Sie hat höchstens eine dekorative Rolle inne, sie dient zur Ausschmückung des routinierten Alltags, zur Zerstreuung eines jeden oder zur Flucht eines jeden vor sich selbst. Was kann die Kunst, die Literatur heute noch erreichen, wo das Alltagsleben, ja jeder Tag von unzähligen Ansprüchen und allerlei Pflichten aufgefressen wird? Wer kann heute den Weg zur inneren Sammlung, zur Muße und zum Innehalten noch finden, welche die Grundvoraussetzungen sind, nicht nur um noch ein Buch zu „lesen“, sondern um dadurch den vielgepriesenen Weg zu sich selbst zu durchschreiten? Wie kann sich die Kunst heute noch behaupten, eine Kunst allerdings, die nicht auf Erfolg und Profit bedacht ist? Der Weg zum inneren, wahren Selbst führt über dunkle, abseitige Pfade. Damit man überhaupt aufnehmen kann, muss man zuvor leer sein. Thanassis Lambrou, Dichter, Prosaautor, Essayist und Übersetzer richtet den Blick sowohl auf die abendländische geistige Tradition als auch auf die Herrlichkeit und Heiligkeit dieser Welt, welche zu besingen von alters her eine der Hauptaufgaben authentischer Kunst gewesen ist.
Performance
Mit dem Stück »triple helix« wird das Thema Freundschaft zwischen Männern bearbeitet. Tanz, Requisiten und Licht werden zur Musik des Jazz-Bassisten Peter Kowald in poetisch abstrahierten Momenten der Hoffnung und Enttäuschung verfremdet und verdichtet, um sie neu zusammengebracht und unerwartet umgedeutet zu einem charakteristischen Tanztheaterabend mit berührender Zwischenmenschlichkeit zu fügen.
Moderation
Nils Cooper
Thanassis Lambrou
studierte Rechtswissenschaften in Thessaloniki sowie Philosophie, Klassische Philologie und Kunstgeschichte in Freiburg i. Br. Im Elfenbein Verlag erschienen die Lyriksammlungen »Labyrinth«, »Meditation« und »Pfade«, übersetzt von Herbert Speckner. Einige seiner Gedichte wurden in den Literaturzeitschriften »die horen «, »Neue Rundschau«, »Sinn und Form« veröffentlicht. In griechischer Sprache wurden bisher sechs Gedichtbände, ein Prosawerk, Essays und Übersetzungen deutschsprachiger Literatur (Angelus Silesius, Goethe, Schiller, Hölderlin, Enzensberger, Durs Grünbein) veröffentlicht. Hinzu kommt, zum ersten Mal in griechischer Sprache herausgegeben, der Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe. 2014 ist die Studie zu Goethes Faust »Unter offenem Himmel« erschienen. Seine Hölderlin-Übersetzung wurde 2008 mit dem Griechischen Übersetzerpreis ausgezeichnet, 2013 erhielt er den Deutsch-Griechischen Literaturpreis für die Grünbein-Übersetzung.