BeAt12Heavens / 1 Satz Apassionata in f-Moll in zwei Fassungen (original und anverwandelt)
Nichts ist so vollkommen, dass es nicht entwicklungsbedürftig
wäre. Was könnte sein, außer dem, was da steht? Welche Möglichkeiten liegen (noch) in einem Werk, Thema, Motiv? Wie fördern wir ihre Entfaltung und bleiben dem Geist eines Werkes dennoch treu? Wenn wir uns an Musik kreativ beteiligen, dann ist das, was dabei herauskommt, Improvisation, immer. Dann ist jede Wiederholung zugleich prozessorientierte Ästhetik. Eine solche kreative musikalische Überlieferungskultur strebt nicht länger nach Fertigkeit, sondern beispielsweise danach, die Evolution des Sozialen zu impulsieren. Ohnehin kann uns in unserer Zeit, in der so vieles fertig, aber unzulänglich ist, am Fertigen kaum noch gelegen sein. Wir stehen vor einem Neubeginn: das Zusammenklingen der Menschen zu erlauschen und die Entstehung der Symphonie ihres Miteinanders geduldig zu betreiben. Dazu haben wir nötig, uns schöpferisch zu qualifizieren, sonst halten wir den Herausforderungen der Wirklichkeit an unsere Phantasie nicht stand. Wer oder was inspiriert uns dazu? Wo finden wir Zutrauen in unsere Potentiale?
Wir denken dabei zunächst an die Wiederentdeckung des
Möglichkeitssinnes, an die Weiterentwicklung des Niedergelegten und an das anlassgebundene Extempore.
Unter solchen Gedanken haben das TanzeurythmieEnsemble Ihoch3 mit den EurythmistInnen Selma Fricke, Jona Lindermayer, Michaela Prader und Emmanuel Rechenberg und der Pianist Michael Gees zu einer Arbeits- und Entwicklungsgemeinschaft zusammengefunden. Dabei entstehen, immer wieder neu, situative Choreographien und Spontankompositionen mit Werkcharakter.
In Ihrem aktuellen Projekt ,,BeAt12Heavens“ arbeiten Sie mit Ludwig van Beethovens Klaviersonate op. 57 in f-Moll (Apassionata) als anlassgebende Grundlage für anverwandelnde Improvisation.
An diesem 3. Wiener Eurythmie Festival zeigt das Ensemble erstmals 2 Fassungen des ersten Satzes, einmal in originaler Version und einmal in anverwandelnder Improvisation.
Dauer
40 Minuten
Premiere
23-24 August 2019 Tagung Soul of Europe in Brüssel/ Residence Palace
EurythmistInnen
Selma Fricke, Jona Lindermayer, Michaela Prader & Emmanuel Rechenberg
Pianist, Komponist & Improvisateur
Michael Gees
Kostüme
Julia Stefanovici
Emmanuel Rechenberg
geboren am 7.12.1987 in Herrenberg. Er studierte Eurythmie von 2013 bis 2017 an der Alanus Hochschule in Alfter und beschäftigte sich in seiner Bachelorarbeit mit einer Praxisforschung zu dem Thema Imagination in der Körperwahrnehmung. In diesem Rahmen entwickelte er eine methodische Herangehensweise sowie Übungen, an die das Performance- und Forschungsprojekt Ihoch3 angeknüpfte Seit Herbst 2017 arbeitet er als Eurythmielehrer in der Freien Waldorfschule Bonn und im Fachgebiet Wirtschaft an der Alanus Hochschule. Im Fachgebiet Eurythmie unterrichtet er Musikpraxis. Des Weiteren ist er im Vorstand des gemeinnützigen Vereins Eventeurythmie e.V. Ihm ist die Beziehung von Eurythmie und Musik mit menschenkundlichen Fragestellungen ein wichtiges Anliegen. Das Forschungs- und Performanceprojekt Ihoch3 war in dieser Hinsicht eine wichtige vertiefende Arbeit, welche in das Projekt #BeAt51Heaven weitergetragen werden soll.
Selma Fricke
geboren 1985 in Bergisch Gladbach. Sie arbeitet seit 2017 als Künstlerin für Eurythmie und Performancekunst im Verein Eventeurythmie e.V. Sie ist als Eurythmistin in künstlerisch, forschenden, pädagogischen und sozialunternehmerischen Zusammenhängen tätig. In der künstlerischen und forschenden Arbeit ist sie vor allem an der Auseinandersetzung mit dem menschlichen Leib als musikalisches und sprachliches Instrument interessiert, mit der Frage, wie durch den eurythmischen Ausdruck gesellschaftlich und individuell entwicklungswirksam gearbeitet werden kann.
Michaela Prader
geboren am 22.12.1987 in Santa Cruz de la Palma auf den Kanarischen Inseln. Sie studierte Theater- Film und Medienwissenschaften an der Universität Wien und Schauspiel und Theaterpädagogik am Institut für angewandtes Theater. Mit 22 schrieb Sie ihre Diplomarbeit zum Thema der Resonanzbeziehung von Mensch und Raum. 2011 - 2015 studierte Sie Eurythmie in Alfter an der Alanus Hochschule. 2015 begann Sie Ihre Tätigkeit als Eurythmielehrerin und ein Masterstudium. Seit 2012 realisiert Sie Eurythmieperformance-Projekte mit einem ortsspezifischen, situationsbezogenen Fokus. Schließlich begründete sie im Herbst 2016 zusammen mit Kollegen den Verein Eventeurythmie e.V. , der seitdem als Träger und Zusammenschluss von Einzelinitiativen dient. 2017 wurde sie Teil des Performance- und Forschungsprojektes Ihoch3. Sie ist Vorsitzende des Vereins Eventeurythmie e. V. und unter anderem zuständig für Verwaltung, Projektkoordination, Organisation und Öffentlichkeitsarbeit. Seit Anfang 2018 ist Sie zudem Projektleiterin der einsatzstelle25 - Studio für Tanzkunst und Bewegungskurse.
Jona Lindermayer
geboren 1991 in Frankfurt am Main. Sie studierte den Bachelor Eurythmie von 2011- 2015 in Alfter an der Alanus Hochschule. Anschließend beschäftigte sie sich ein Jahr mit eigen gestellten Versuchsanordnungen zur Eurythmie, die daraus resultierende Erfahrung floss in den Master für Bühneneurythmie (2016-2018). Derzeit nimmt sie in Teilzeit im Master für Eurythmietherapie teil. Seit Herbst 2017 ist sie mit dem 2017 gegründeten Ensemble Ihoch3 künstlerisch forschend tätig. Außerdem gibt sie seit 2015 Einblick in ihre eigene künstlerische Forschung in Form von Performances, Stücken, Werkstatteinblicke. Sie tritt sowohl als Soloperformerin, als auch mit Gruppen und Künstlern anderer Disziplinen auf.
Michael Gees
geboren am 9. Oktober 1953 in Bielefeld. Er ist ein deutscher Pianist, Improvisator, Komponist, und Gründer des Consol Theaters in Gelsenkirchen. Mit drei Jahren ist das Klavier sein Lieblingsspielzeug, ab fünf bekommt er Unterricht, mit acht gewinnt er den Steinway-Wettbewerb und erhält ein Stipendium am Mozarteum Salzburg. Gefeiert als „Westfälischer Mozart“, studiert er an den Hochschulen in Wien und Detmold und es scheint, als stünde einer Pianistenkarriere nichts mehr im Wege. Doch die Sehnsucht des begabten Kindes, die Welt der Klänge auf seine Art zu erforschen, sie immer wieder von Note zu Note gleichsam neu zu erfinden, statt Technik zu üben, ist stärker. Das “Wunderkind” entflieht mit 15 Jahren dem Druck der vorgezeichneten Wettbewerbskarriere, läuft fort von Schule, Hochschule und Elternhaus, sorgt durch Gelegenheitsarbeiten für seinen Lebensunterhalt, jobbt als archäologischer Helfer und fährt zwei Jahre zur See. 1974 ergibt sich unerwartet die Möglichkeit eines Studiums an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Er entwickelt auf individuellem Weg pianistische Fähigkeiten, komponiert, wird international als hervorragender Liedbegleiter bekannt und konzertiert weltweit. Mit seinem Spiel lässt er eine lang vergessene Tradition wiederaufleben: das Werk zum Anlass zu nehmen auch für gebundene Extempores. 2001 eröffnet er das von ihm ins Leben gerufene Consol Theater. Hier werden Kinder, Jugendliche und Erwachsene angeregt und ermutigt, eigene künstlerische Impulse zu entdecken und zu verwirklichen. Beim eigenen Label kunstvereint, bei CPO und EMI sind etliche CDs mit Michael Gees erschienen. Gees arbeitet an Solo-Recitals und Liederabenden zwischen Tradition und Neuland. Seit 2009 lehrt er Vokale Improvisation und Liederfindung an der Kölner Musikhochschule.