Kriegen, Krisen und Epidemien waren die Menschen von je her ausgeliefert. Und von jeher suchten sie die Auseinandersetzung damit in der Kunst. Welch inneren Qualen mag Johann Christoph Bach im 17. Jahrhundert nachgespürt haben in seinem Werk „Ach, dass ich Wassers g‘nug hätt… meine beiden Augen fließen mit Wasser. Meines Seufzens ist viel, und mein Herz ist betrübet…“?
Mit diesem zutiefst ergreifenden Lamento beginnt die Konzertperformance. Die Zuhörenden dürfen sich erneut berühren lassen von Musik, wie sie die Menschen schon vor 400 Jahren zu Kriegszeiten und Hungersnöten, in ihren Krisen, wie vielleicht der Pest, bewegte. Nicht die Verleugnung des Todes, sondern die furchtlose Begegnung mit ihm, in dem wir ihm ins Antlitz schauen, macht uns über ihn erhaben.
Mit Bravour und Würde werden Juwelen des Barock im Wechsel gespielt, gesungen und eurythmisch getanzt. Die zeitgenössische Interpretation der Eurythmie kann dabei eine Brücke schlagen zwischen der Barockzeit und dem Jetzt. Aus der Innerlichkeit der Kompositionen Hamburger Komponisten des 17. Jahrhunderts nimmt das Programm seinen Weg über tänzerisch spielerische Werke bis hin zur Leidenschaft und Lebensfreude, die im italienischen Barock zum Ausdruck kommt, bis wir schließlich mit dem Publikum durch Bambusstäbe in pandemiesicherem Abstand miteinander verbunden einen Reigen ins Leben schreiten, die »Passacaglia della Vita«.
Ensemble | La Porta Musicale
Die Barockgeigerin Gabriele Steinfeld und die Cembalistin Anke Dennert sind langjährige Spezialistinnen ihrer historischen Instrumente und erfahrene Kammermusikerinnen der Alten Musik. Nach begeistert aufgenommenen Konzerten als Duo begründeten sie 2012 LA PORTA MUSICALE. Seither gestalten die beiden Hamburgerinnen mitreißende Konzerte, die sich einerseits den Stars des 17. und 18. Jahrhunderts, aber vor allem selten zu hörenden Werken und ihren vergessenen Komponisten widmen. In originellen Programmen nehmen sie ihr Publikum mit in die Welt der höfischen Kammermusik. Diese werden durch Moderationen ergänzt, die eine vergangene Musikkultur lebendig werden lassen. Mit Workshops (Vivaldi und Telemann) begeistern sie auch ein junges Publikum für die Schönheiten und Besonderheiten dieser liebenswerten Musik. In Benefizkonzerten öffnen sich die musikalischen Tore auch Hörern anderer Musikformate. Das Duo widmet sich besonders dem norddeutschen und italienischen Barockrepertoire sowie Komponistinnen dieser Epochen.
Die Werke:
J. C. Bach (1642-1703): Ach dass ich Wassers g’nug hätt
Thomas Baltzar (1631-1663): Präludium in c-moll und Allemande in g-moll
Diederich Buxtehude (1637-1707): Klaglied: Mit Fried und Freud ich fahr dahin
Johann Schop (1590-1667): Nobelman
Johann Philipp Förtsch (1652-1732): Herr, wie lange
Matthias Weckmann (1616-1674): Liedvariationen „Die lieblichen Blicke“
Diederich Buxtehude (1637-1707): Jesu meines Lebens Leben
Heinrich Ignaz Biber (1644-1707): Passacaglia
Stefano Landi (1587-1639): Passacaglia della Vita
Dauer
45 Minuten
Barockvioline
Gabriele Steinfeld
Cembalo
Anke Dennert | Clemens Flick
Sopran
Christina Roterberg
Eurythmie
Danuta Swamy von Zastrow
Szenische Beratung
Marcus Violette
Choreografie
Rob Barendsma
Gabriele Steinfeld
studierte an der Hochschule der Künste Berlin Geige bei Kolja Blacher, in Detmold bei Matthias Tacke und in Frankfurt Barockvioline bei Petra Müllejans. Nach dem Studium arbeitete die Musikerin in Rom, dem Zentrum der barocken Geigenvirtuosen mit Concerto Italiano; sowie Köln, und konzertierte dort mit Concerto Köln und Musica Antiqua Köln sowie mit anderen Ensembles. Seit 2007 lebt sie wieder als freischaffende Musikerin in Hamburg. Sie konzertiert mit der Akademie für Alte Musik Berlin, der Hamburger Ratsmusik, Elbipolis, Capella Augustina und La Chambre Philharmonique, Paris. Sie hat bei über 50 CDs mitgewirkt und ist regelmäßig im In- und Ausland als Solistin und Ensemblemitglied zu hören, sowohl im Konzert, als auch im Radio und Fernsehen.
Anke Dennert
studierte zunächst an der Musikhochschule Hamburg Blockflöte und Cembalo. Die Begeisterung für das Cembalo und die damit verbundene, reizvolle Kammermusik machte die Tasteninstrumente zu ihrem Hauptfach. Nach Studienzeiten mit Robert Kohnen, Brüssel sowie Andreas Staier, Köln machte sie in Hamburg Konzertexamen für Cembalo und Clavichord bei Gisela Gumz. Anke Dennert ist Mitglied des Ensemble Obligat und Toutes Suites San Diego. Die Musikerin widmet sich schwerpunktmäßig der Wiederaufführung vergessener Werke, dabei gilt ihr besonderes Interesse Werken von Komponistinnen. So erschienen Sonaten von Anna Bon di Venezia bei Aeolus. 2016 spielte sie Cembalowerke von Telemann auf dem Originalinstrument von Christian Zell (Hamburg 1728) für Genuin ein. Anke Dennert lehrt als Dozentin für historische Tasteninstrumente und Generalbass am Hamburger Konservatorium sowie bei Kursen Alter Musik.
Clemens Flick
Heute Abend spielt am Cembalo Clemens Flick. Er war zunächst Jungstudent in der Klavierklasse von Prof. Fany Solter an der Musikhochschule Karlsruhe und studierte anschließend Orchesterdirigieren bei Prof. Hans-Dieter Baum an der HfM Hanns Eisler Berlin und Theorie der Alten Musik an der Schola Cantorum Basiliensis. Als Solorepetitor mit Dirigierverpflichtung war er am Theater Freiburg engagiert, wonach Einladungen als musikalischer Leiter und Spezialist für historisch informierte Aufführungspraxis u. a. zu den Händelfestspielen Karlsruhe und an die Wuppertaler Bühnen folgten. Seit vielen Jahren steht er regelmäßig René Jacobs als Assistent zur Seite. Als Dirigent arbeitete er mit Regisseuren wie Stefan Herheim, Calixto Beito und Immo Karaman. Zudem ist Clemens Flick als virtuoser Cembalist gern gesehener Gast u.a. beim Ensemble Resonanz, B'rock, La Folia Barockorchester und der Akademie für Alte Musik Berlin. Zu seinen CD-Einspielungen gehören u.a. C.P.E. Bachs Konzerte für Violoncello mit Jean Guihen Queyras (Ensemble Resonanz/ Riccardo Minasi/harmonia mundi), Cantata mit Bejun Mehta und Händels Concerti grossi op. 3 (Akamus/Pentatone).
Christina Roterberg
studierte an der Musikhochschule Dresden. Sopranistin beim RIAS Kammerchor (2005 bis 2013). Darüber hinaus war sie freiberuflich, aber auch im Rahmen der Ensembletätigkeit häufig als Solistin zu hören. Ihr Repertoire reicht von den alten Meistern bis zur Moderne. An der Uraufführung von Tigran Mansurians Requiem war sie ebenso solistisch beteiligt wie an Aufführungen und der CD-Produktion von Dieterich Buxtehudes »Membra Jesu nostri«. Bei harmonia mundi ist sie als Solistin in Einspielungen von Johann Sebastian Bachs »Matthäuspassion« unter René Jacobs und Frank Martins »Le Vin herbé« unter Daniel Reuss zu hören. Hauptrolle der Produktion »Eines Schatten Traum« im Rahmen der Batzdorfer Barockfestspiele 2011. Liederabende und Arbeit mit renommierten Ensembles sowie unter der Leitung namhafter Dirigenten wie Hans-Christoph Rademann, René Jacobs, Rinaldo Alessandrini, Sigvards Kļava und Kaspars Putniņš.
Danuta Swamy von Zastrow
studierte Eurythmie in Stuttgart und Hamburg. Gründung der »Compagnie Orval«. Künstlerische Leitung von Bühnenprojekten, Entwicklung eines eigenen Stils für Kindertheater mit Eurythmie, Schauspiel und Musik. Jährlich ca. 50 Aufführungen mit »Der kleine Muck« (2012), »Meluna, die kleine Meerjungfrau« (2015), »Admirable P’tit Mouk« (franz. Adaption von »Der kleine Muck«) für das Festival OFF d'Avignon 2017, »Der gestiefelte Kater« (2018).
Rob Barendsma
studierte Barockflöte in Amsterdam bei Prof. Frans Brüggen und Modern Dance am Konservatorium Rotterdam. Nach der Eurythmieausbildung in Berlin war er zehn Jahre als Dozent in den Eurythmie-Ausbildungen Berlin, Hamburg und Alfter tätig. Es folgte die freiberufliche Tätigkeit als Choreograf und Kostümbildner für Theater, Musical und Fernsehen sowie für Shows und Paraden bei Disney World. 2014-16 mitverantwortliche Tätigkeit bei der Neuproduktion von Faust I und II am Goetheanum in Dornach, u.a. im Bereich Kostüm und Choreografie. Künstlerische Leitung bei „What moves you?“ Sommer 2016. Derzeit Dozent im Fach Eurythmie an der Alanus Hochschule, Alfter. Seit 2011 regelmäßige Zusammenarbeit mit der Compagnie Orval.